Ein Text von
Thilo Hornschild
17:00 Uhr abends am Berliner Hauptbahnhof, den Koffer seiner Martin-Gitarre zwischen die Beine geklemmt. Nur Minuten später rollt der ICE aus der Hauptstadt heraus und bringt Phil zurück nach Heilbronn. „Zug bekommen!“ Es ist eine neue Welt, in der das Aufheben der Zugbindung eine weitere Stunde im Studio bedeutet. In Berlin an neuen Tracks arbeiten – Es ist etwas, wie ein Traum der wahr geworden ist.
Vor ein paar Jahren hatte er noch einen gut bezahlten 9 to 5 Job, fuhr als Entwicklungsingenieur in verschiedenen Ländern Sportwagen an die Leistungsgrenze. Das ist jetzt anders. Den Job gab er für die Produktion seiner ersten Songs auf. Seine ganzen Reserven gingen dafür drauf. Aus heutiger Sicht ziemlich naiv, ohne Mentor, ohne Produzent. Trotzdem würde er rückblickend nichts anders machen. Tobias Schwall, ehemaliger Sony Produktmanager, wurde hellhörig und verwies ihn an den Musikproduzenten Stephan Piez (Florian Künstler, Glasperlenspiel uva.). Von hier an ging es steil bergauf. Innerhalb kurzer Zeit von 400 auf über 6.000 Follower*innen auf Instagram und schon jetzt mehrere Songs mit über 100.000 Plays. Zwei über 250.000.
Die Musikproduktion war dann anders, als Philipp es sich vorgestellt hatte. Kein großes Studio, kein großes Tamtam. In Berlin produziert man in Homestudios. Viel Platz für persönliche Geschichten. „Lieder über Liebe“ ist so eine Geschichte, oder „Kein Bock dich zu vergessen“. Jede Erfahrung von Philipp wird zu einer Hymne für seine Fans. Das hilft ihm mittlerweile auch selbst, die Dinge anders zu betrachten. Er trägt andere Klamotten, hört Musik jetzt anders – Er hört auch einfach andere Musik. Gerade so, als würde ihn jede Writing-Session seinem ursprünglichem Ich etwas näherbringen. Wenn noch etwas Zeit bis zur Session bleibt, schlendert er durch Berlin, holt sich so neue Inspiration für seine Geschichten, auch wenn sie dann meistens von der Heimat handeln. Die Videos dreht das Duo selbst. Zu Beginn sogar noch mit einer kleinen Kompaktkamera und einem Gimbal. Mittlerweile mit professionellem 6K Equipment.
In der Zwischenzeit wurde Philipp Lumpp zweimal für den Rio Reiser Songpreis nominiert. Verschiedene Songs waren bereits im Radio zu hören. Eberhard Pacak kümmert sich um die Radiopromotion. Eine Booking Agentur organisiert Konzerte und eine erste Deutschland-Tour im März 2024, die fast ausverkauft war. Zudem war Philipp allein 2023 auf mehr als 60 Konzerten in Deutschland zu hören. Ob es ein Festivalauftritt oder ein lokales Stadtfest in der Heimat ist, ist Phil egal „Da möchte ich mir selbst treu bleiben“. Als die Zusage zu einer Förderung der Initiative Musik kam, waren Phil und sein Team überglücklich.
Veröffentlich wird über das Indie Label 140Records mit dem Vertriebspartner Believe. Alles, mit dem ersten Debut-Album und der nächsten, größeren Tour im Auge. Den Welpen-Status hat Philipp mittlerweile verlassen. Platzierungen auf Tidal und Apple Playlisten, über 20.000 Menschen streamen seine Songs bereits monatlich. Auch wenn er es manchmal selbst nicht glaubt, wenn er mit dem ICE wieder die Hauptstadt verlässt.